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digitalisierung

Digitalisierung-was ist das ?

Merkel spricht von Corona als „Schub für die Digitalisierung“. Und da ist es wieder das politische Schlagwort schlechthin unserer Zeit: „Digitalisierung“. Sie scheint nicht nur überall zu sein, sondern auch überall ihre Spuren zu hinterlassen. Und obwohl das Thema von solcher Relevanz ist, bleibt der Begriff selber häufig schwammig und die Abgrenzung von Wörtern wie „digitaler Wandel“, „digitale Infrastruktur“ oder „Industrie 4.0“ fällt vielen schwer. 

Also was ist Digitalisierung eigentlich? 

Grundsätzlich ist Digitalisierung im ursprünglichen Sinne die reine Übertragung von analogen Informationen in digitale Formate. Dadurch ist schon das Einscannen von Dokumenten Teil der eigentlichen Digitalisierung. Das wiederum kann zur Digitalisierung von Prozessen führen. Heißt, dass Unternehmen bestehende Prozesse mit Hilfe digitaler Hilfsmittel ausführen.

Doch das ist meist nicht gemeint, wenn im allgemeinen Sprachgebrauch von Digitalisierung die Rede ist. Vielmehr zielt der Begriff umgangssprachlich auf die mögliche Automatisierung, also Verselbstständigung von Prozessen oder aber die ganze Umstellung von ganzen Unternehmensstrukturen auf digitale Art und Weise ab. 

Auf die Spitze getrieben wird eine solche Umstrukturierung bei der Idee der „Industrie 4.0“. Diese beschreibt die, zugegebenermaßen noch recht wenig verbreitete, Struktur eines Unternehmens bei dem das „Internet of Things“ eine tragende Rolle spielt. Das bedeutet viele oder sogar alle Prozesse stehen in Verbindung zueinander, indem das Internet die Maschinen untereinander und mit dem Menschen verknüpft. So werden Informationen gespeichert und sind jederzeit durch jede Maschine eines Fertigungsprozesses in Echtzeit abrufbar und können verwertet werden. Dabei geht der Aufgabenbereich von Maschinen weit über das Ausführen von Routinetätigkeiten hinaus und sie können intelligent auf die Informationen reagieren. 

Eine solche Veränderung hat tiefgreifende Folgen auf alle Lebensbereiche des Menschen, angefangen bei der Wirtschaft, weitergehend über die Kultur bis hin zur Gesellschaft. Dieser angestoßene Wandel durch Digitalisierung wird wahlweise als „digitaler Wandel“ oder sogar als „digitale Revolution“ bezeichnet und kann auf unterschiedliche Art und Weise bewertet werden. 

Damit die Digitalisierung ihren so revolutionären Charakter aber überhaupt entfalten kann, braucht es Grundlagen, wie schnelle Internetverbindungen und flächendeckende, stabile Mobilfunknetze. Zusammengefasst werden solche Grundlagen auch als die „digitale Infrastruktur“ eines Landes oder einer Region bezeichnet.

"Gut gemachte Digitalisierung kann den Menschen helfen, weil sie vieles einfacher macht Wenn wir in Richtung Sprachsteuer-ungen, KI gucken wird es viele Dinge geben, die man künftig sehr einfach erledigen kann."

 

- Christian Stamerjohanns,

  CEWE

Deutschlands digitale Infrastruktur

Obwohl Deutschland 2019 mit einem BIP von 3435 Milliarden Euro die stärkste Volkswirtschaft der EU war, stagnierte die deutsche Wirtschaft in den letzten Jahren. Während Länder wie China in den letzten 10 Jahren ein jährliches Wirtschaftswachstum von bis zu 10 Prozent erreichten, schafft Deutschland es kaum an die 3 Prozent heran. 2010 lag das Wachstum zuletzt über 4 Prozent, 2019 sogar unter einem Prozent. Wie kann Deutschland, die Nation des Wirtschaftswunders es schaffen auf dem immer globaler werdenden Markt relevant und wettbewerbsfähig zu bleiben? Eine Antwort mag in der Digitalisierung liegen. In dieser Kategorie ist Deutschland jedoch alles andere als führend.

Sollten die Pläne der Regierung gelingen, müsste Deutschland in 4 Jahren eine voll tragfähige, digitale Infrastruktur aufweisen können, welche dann als Grundlage für Innovation, Investition und Forschung für mehr Digitalisierung dienen kann. Bis dahin ist es jedoch noch ein weiter Weg und viele verschiedene Faktoren müssen zusammen spielen zur Verwirklichung dieser Ziele und Aufarbeitung der Lücken. 

 

 

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chancen und trends der digitalisierung

Die Digitalisierung wird gemeinhin als neuer Megatrend gehandelt, dem eine ähnliche industrielle Revolution wie der Erfindung der Dampfmaschine folgen könnte.

 

Der Grund dafür sind die tiefgreifenden Veränderungen, die die Digitalissierung in Arbeitswelt, Industrie- und Dienstleistungssektor sowie für Gesellschaft und Gesamtwirtschhaft bewirkt. 

interdependenzen — Digitalisierung als die neue Art der  Vernetzung 

 

Auf einer abstrakten Ebene kann man die Digitalisierung als eine Verschiebung der wirtschaftlichen Interpendenzen vom realen in einen virtuellen Raum bezeichnen. Selbstverständlich waren Transfers zwischen Wirtschaftsakteuren nie wirklich nur „real“ und „greifbar“: Kreditgebungen und Investitionen finden auf dem Papier statt und die Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden geschieht durch Angebot und Nachfrage. Die Preisbildung resultiert aus einer Vielzahl aus wirtschaftlichen Mechanismen und Abhängigkeiten. Und doch bricht durch die Digitalisierung ein neues Zeitalter des Wirtschaftens an:

So gut wie alle wirtschaftlichen Interdependenzen werden durch digitale Technologien, das „Internet der Dinge“ und die „Industrie 4.0“ transformiert. 

Das betrifft zum Beispiel, wie in der

Abbildung gezeigt, alle Arten

von Beziehungen zwischen

Unternehmen und Konsumenten.

Auch digitale Währungen stellen

einen neuen Abschnitt in der

Finanzwirtschaft dar. 

Weitere Möglichkeiten, die durch

die Digitalisierung entstehen,

werden auch von Ralf Uhlhorn,

dem Geschäftsführer des

Oldenburger IT- und

Kommunikationsunternehmens

„technology experts“.

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„Mit der Digitalisierung ist es jetzt möglich, weniger materialien zu verwenden - mit computern, software, netzwerken, sensoren. wir nutzen bits statt moleküle.“ 

- andrew mcafee

Maßnahmen des Staats zum Ausbau der digitalisierung

notwendiges übel oder reformbringer?

Subventionen

Der Staat kann über verschiedenen Stellschrauben das wirtschaftliche Geschehen beeinflussen. Eine davon ist die Vergabe von Fördermittel oder Subventionen. Hiermit können gezielt einzelne Unternehmen, Branchen oder die ganze Volkswirtschaft gefördert werden. Im Idealfall sollte der Staat nur dort subventionieren, wo marktwirtschaftliche Mechanismen nicht mehr greifen, Reform und Entwicklung jedoch dringend benötigt wird. Subventionen können auch als Anreize dienen um eine bestimmte Entwicklung gezielt zu fördern. Diese Strategie erfolgt auch bei der Digitalisierung. Hier hat der Staat als Ziel der Förderungen keine einzelne Branche, oder einen bestimmten Wirtschaftszweig, sondern den Ausbau einer Infrastruktur. Trotz eines Marktes, der laut Theorie frei sein sollte wie möglich, ist an manchen Stellen staatliche Handlung gefordert, insbesondere wenn es um Grundversorgung geht.

Bis 2025 will die Regierung Netzzugang als Grundrecht erlassen. In Dörfern und abgelegeneren Regionen, ist es für Investoren häufig nicht rentabel in einen Netzausbau zu investieren. Doch auch diese Regionen sind auf das Internet angewiesen, privat wie wirtschaftlich. Für viele Branchen wie die Gastronomie- oder Hotelbranche ist ein guter Empfang und schnelle Datenübertragung essenziell zur Zufriedenstellung der Kunden. Hierbei geht es jedoch nicht nur um vereinzelte Unternehmen. Ein großer Anteil der mittelständischen deutschen Unternehmen ist in ländlichen Regionen angesiedelt. Noch immer besteht jedoch ein Gefälle von digitalem Ausbau und digitaler Infrastruktur zwischen Stadt und Land. Um dem geplanten Grundrecht gerecht zu werden, benötigt es bis dahin eines flächendeckenden Netzausbaus. Für den Gigabitausbau hat der Staat eine Fördermittelsumme von 30 Millionen veranschlagt. Außerdem besteht die Möglichkeit, Fördermittel zur Hilfe der Digitalisierung des eigenen Unternehmens zu beantragen. Da wir in Deutschland einen eher pessimistischen Trend der Digitalisierung und große Lücken in der digitalen Infrastruktur sehen können, ist die Förderung des Staates wichtig, um Deutschlands Unternehmen marktrelevant zu halten.

Über marktwirtschaftlichen Spielraum und tatsächlichen Nutzen von Subventionen herrscht in der Wirtschaft eine große Kontroverse. Eigentlich gehen Subventionen und Verstaatlichungen gegen die Spielregeln der freien Marktwirtschaft. Subventioniert der Staat übermäßig, besteht die Gefahr von "Zombieunternehmen", welche eigentlich nicht mehr wettbewerbsfähig wären, durch die Hilfen des Staates jedoch weiterbestehen. Eine solche Entwicklung wird auch durch die Hilfspakete der Coronakrise befürchtet, die zusammen mit der jahrelangen Nullzinspolitik der Zentralbanken eine Blase schaffen könnten, welche eventuell Platz und ähnliche Effekte wie die Finanzkrise 2007/08 hervorrufen Könnte. Außerdem wird dem Staat als externem Akteur nachgesagt, weniger gut wirtschaften zu können als Unternehmen selbst, da sie nicht in dem Sinne den Marktmechanismen unterlegen sind. Insbesondere bei einem so schnell voranschreitenden Thema wie der Digitalisierung, ist nicht gewährleistet, dass der Staat schnell genug agieren kann, um allen Trends und neuen Anforderungen gerecht zu werden. Schaffen die bekannten Mechanismen von Angebot und Nachfrage es jedoch nicht, essenzielle Strukturen zu gewährleisten, kann und muss der Staat in einer Sozialen Marktwirtschaft einspringen.

 

Die Kontroverse zwischen den Rollen von Markt und Staat wurde durch die Coronakrise noch einmal deutlich. Viele hoffen, dass die Coronakrise als Katalysator für digitalen Wandel fungieren wird und den zurückhaltenden deutschen Unternehmen die Bedeutung von digitalen Ausbau stärker verdeutlicht haben wird. Die Folge daraus könnte einen verstärkte Nachfrage nach Angeboten der Digitalisierung sein, sodass die marktwirtschaftlichen Mechanismen besser funktionieren und die Ziele des Staates auch ohne übermäßige Subvention erreicht werden können.

„Die digitale Weiterentwicklung spielt eine zunehmend größere Rolle in unserem Unternehmen. Der Austausch untereinander ist schneller und an vielen Stellen auch kostengünstiger geword-en.  Insofern hat die Digitalisie-rung in unserem Unternehmen -wie anderswo auch- einen hohen Stellenwert."

 

- Eckart Pottebaum, tedox 

Bildung

motor der digitalisierung?

Eine veränderte Arbeitswelt geht einher mit neuen Anforderungen an die Arbeitnehmer von morgen. Wie sollten sie sonst für ihre neue Rolle im Wirtschaftsgeschehen geeignet sein? Ein wichtiger Schritt, um die Arbeitnehmer der Zukunft gut vorzubereiten, ist die schulische Bildung. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie betrachtet die digitale Bildung sogar als „Schlüssel zu einer Welt im Wandel“. So müssen Schüler einerseits für ihre digitalisierte Arbeitswelt gewappnet sein, profitieren aber gleichzeitig von ganz neuen Möglichkeiten der Informationsübermittlung in der Schule dank der Digitalisierung.

Möglichkeiten die Kompetenzen der Schüler zu fördern sind demnach die reine Wissensübermittlung im technologischen Bereich, beispielsweise durch einen stärkeren Fokus auf das Fach „Informatik“, oder aber die zunehmende Integration von digitalen Mitteln in den Schulalltag. Das Verständnis für technische Zusammenhänge kann so beispielsweise durch den frühen Einsatz von iPads oder Smartphones im Unterricht gestärkt werden. Staatsministerin für Digitalisierung im Bundeskanzleramt, Dorothee Bär, geht sogar so weit, dass sie „Digitalkunde“ als Pflichtfach für alle Schüler ab der Grundschule fordert. Mit der Vermittlung von Schlüsselkompetenzen sollen besonders Mädchen noch stärker für technische Berufe begeistert und so auf ihre Zukunft vorbereitet werden.

Damit diese Art der Wissensübermittlung gelingen kann ist aber auch eine ausreichende Weiterbildung von Lehrkräften unerlässlich. Nur Lehrerinnen und Lehrer, die selber Sicherheit bei digitalen Themen ausstrahlen, können Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen ihre digitalen Kompetenzen zu verbessern. Eine solche Art der Weiterbildung kann des Weiteren auf alle Bereiche der Wirtschaft ausgeweitet werden, damit auch heute schon Mitarbeiter in Unternehmen stets auf dem neusten Stand der Technik sind. Durch gute Aufklärungsarbeit sollte der Staat versuchen den Menschen die Angst vor der Digitalisierung zu nehmen. So soll die Maschine nicht als Überforderung oder gar als Konkurrenz bei Arbeitsplätzen angesehen werden, sondern viel mehr als Chance.

Forschung und Entwicklung im Rahmen der Digitalisierung

Die Digitalisierung hat riesiges Potential große Probleme unserer Zeit zu lösen und birgt gleichzeitig selbst Risiken. Dabei hat sie jetzt schon eine unglaubliche Dynamik entwickelt und wird durch rasche Innovationen geprägt. In Zukunft werden deshalb vor allem jene Länder erfolgreich sein, die selbst an der Entwicklung neuer digitaler Technologien beteiligt sind und diese aktiv fördern. Um also international wettbewerbsfähig zu bleiben, sollte auch Deutschland verstärkt an Innovationen im Bereich der Digitalisierung forschen und die Regierung diese Forschung fördern. Dies ermöglicht, dass Digitalisierung kompatibler mit dem Leben des Menschen wird und letztendlich ihre Aufgabe erfüllt dem Menschen zu nützen. Nur durch lokale Entwicklung und Innovationen werden zudem Wertmaßstäbe sicher eingehalten und die Abhängigkeit von ausländischen Entwicklern reduziert.

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